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  MGV Germania - Sieker von 1871/78  
B i e l e f e l d                      
      

 

3 Sänger aus Bielefeld und Lemgo machen sich auf eine 13 tägige Reise

in die Partnerstadt von Bielefeld, nach Gusev (Gumbinnen)

ins Gebiet Kaliningradskaja Oblast / nördliches Ostpreußen.


















"Meine 4. Ostpreußen - Reise"

mit den Sangesbrüdern Wilfried Hafke und einem der nicht genannt werden möchte.

Erlebnisse und Empfindungen während unserer Reise

nach  Gusev (Gumbinnen), RUS vom 19. – 31. Juli 2016

erzählt und niedergeschrieben von Ulrich Wehrmann.

60 % der Fotos vom Sangesbruder, der Rest von Ulrich Wehrmann

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Da unser “Männerchor Germania-Sieker von 1871/78, Bielefeld“ einen engen Kontakt zum “Kammerchor Kant“ in Gusev (früher Gumbinnen) unterhält, war ich vom 16. bis 24. August 2011 das erste Mal mit meinem damaligen Sgbr. Wilfried Schnatmeier nach Gumbinnen gereist. Das schlichte Land und die große Gastfreundschaft, die ich während dieser Reise erleben konnte, waren unbeschreiblich. So habe ich gleich nach meiner Rückkehr beschlossen, weitere Reisen in das “Nördliche Ostpreußen“, also nach “Kaliningradskaja-Oblast“ zu unternehmen um das Land und die Leute noch besser kennenzulernen.

Schon im folgenden Jahr bin ich vom 24. Juli bis 03. August 2012 mit meinem großen Bruder Siegfried wieder nach Gusev (Gumbinnen) gefahren. Auch bei dieser Reise haben wir sehr viel Neues kennengelernt. Z.B. sind wir mit Vera Kurnosova (die Dolmetscherin vom Kant-Chor, Gumbinnen) über die “Kurische Nehrung“, vorbei an der Vogelstation Rossitten RUS, bis nach Nida (Nidden) kurz hinter der litauischen Grenze gefahren: “ein einmaliges Erlebnis“. Auf der einen Seite der Nehrung das Haff mit Süßwasser, auf der anderen Seite die Ostsee und Salzwasser.

Dann, zwei Jahre später vom 8. bis 15. Juli 2014 habe ich mit meinem Sangesbruder Siegfried Berkenkamp die 3. Reise nach Ostpreußen unternommen. Aus heutiger Sicht war es die schönste Reise die ich je nach Ostpreußen gemacht habe!

Nun, wiederum 2 Jahre später, habe ich die 4. Reise nach Gusev (Gumbinnen) geplant und durchgeführt. Dieses Mal wollten mein Sangesbruder Wilfried Hafke mitfahren.

Auch für diese 4. Reise nach Ostpreußen war es von großer Wichtigkeit, alles Erdenkliche für diese Reise im Vorfeld zu organisieren und zu planen. Zuerst musste ich mit meinen Sgbr. den Zeitrahmen in dem wir fahren wollten, festlegen. In die Reise durfte außerdem auf keinen Fall der 15. Juli fallen, denn an diesem Tag war die “Goldene Hochzeit“ mit meiner Gudrun. Dazu kam, dass Vera (die Dolmetscherin vom Kant-Chor) Zeit haben musste um uns zu begleiten, denn sonst wären wir ohne Sprachkenntnisse in RUS rettungslos verloren gewesen. Nachdem alles abgeklärt war, haben wir uns auf die Zeit vom 19. bis 31. Juli 2016 geeinigt. Erst danach konnten das Visum beantragt und die Hotelzimmer für die Hin- und Rückreise, sowie für den Aufenthalt in Gusev gebucht werden. Es wurde eine Excel-Datei angelegt, in die wir wechselseitig eingetragen haben, was wir auf die Reise mitnehmen wollten bzw. auf keinen Fall vergessen durften.

Und nun geht es auf unsere Reise!

 

Dienstag, 19. Juli 2016, 1. Reisetag

Wir 3 Sgbr. hatten vereinbart, dass wir uns gegen 08:00 Uhr bei uns in BI-Sennestadt treffen, um von hier unsere Reise antreten zu können. Meine Sgbr. waren schon weit vor der vereinbarten Zeit bei uns. Doch das Verstauen unseres Gepäcks, sowie “Marschverpflegung“ und Getränke dauerte länger als erwartet. So konnten wir dann um 08:10 Uhr unsere lange Reise nach Gusev (Gumbinnen) antreten. Vor uns lag eine Wegstrecke von ca. 1.200 km, größtenteils Landstraße.

Für die erste Etappe hatte ich für uns in Pommern/PL drei Einzelzimmer reserviert. Nach einigen kleinen Zwischenstopps sind wir um 15:30 Uhr am Hotel “Palac Maciejewo“ eingetroffen. Hinter uns lagen 634 km und 7 ½ Stunden Fahrzeit.

Das Hotel “Palac Maciejewo“ wurde ursprünglich um das Jahr 1209 als Herrensitz der Familie “Flemminge“ erbaut und  liegt am “Lechicki See“, umgeben von fast unendlichen Wäldern. Bevor wir unsere Zimmer beziehen durften, mussten wir erst einmal bezahlen: Immerhin 42,83 € für Übernachtung und Frühstück je Person. Das Preis-Leistungs-Verhältnis war aber sehr gut. (Vor 2 Jahren hatte ich übrigens hier noch 46,30 € bezahlt.)

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Nachdem wir unsere Koffer ausgepackt hatten, sind wir in die nahegelegene Stadt Goleniow gefahren, um zu tanken. 41,19 Ltr. Super zum Preis von 45,18 € = 1,097 € je Ltr. hatten wir am ersten Reisetag verfahren. 

Anschließend haben wir noch eine kleine Stadtrundfahrt gemacht. Goleniow liegt in Hinterpommern am Fluss Ihna, etwa 20 km nördlich von Stettin und hat ca. 23.000 Einwohner. Danach sind wir zum Abendessen zum Hotel zurück gefahren.

Gegen 18:00 Uhr waren wir wieder im Hotel und haben unser Abendessen eingenommen. Bei ein paar leckeren Bierchen und Wodka haben wir den Tag ausklingen lassen. Nach der langen Fahrt habe ich mich frühzeitig schlafen gelegt, damit ich  die nächste Etappe am folgenden Tag ausgeschlafen beginnen konnte.

Mittwoch, 20. Juli 2016,  2. Reisetag

Um 07:30 Uhr klingelte das Handy, und es wurde Zeit aufzustehen und die Reisetasche zu packen. Die Koffer hatten wir im Auto gelassen, da das Hotelgelände mit einem hohen Zaun umgeben ist und die Tore nachts geschlossen werden. Die Abfahrt für unsere nächste Etappe war eigentlich für 08:30 Uhr geplant. Nach dem reichhaltigen und guten Frühstück haben wir versucht, vor dem Hotel einige Fotos von uns Dreien zu machen. Das Hotel diente als Hintergrund. Die Versuche scheiterten daran, dass der Selbstauslöser zu schnell war: Noch bevor sich unser Sangesbruder umdrehen konnte, hatte die Kamera das Foto fertig. (Sangesbruder von hinten!) Auch der Versuch rückwärts zu laufen scheiterte.

 

 

 

 

Dann hat Wilfried die Bedienung geholt, die  einige Fotos von uns vor dem Hotel gemacht hat. So konnten wir dann endlich um 09:05 Uhr zu unserer 2. Etappe starten. Vor uns lagen ca. 590 km. Als erstes Zwischenziel war Malbork (Marienburg) an der Nogat geplant.

Das Schöne bei der Beschilderung in Polen ist, dass alle Straßen mit Nummern versehen sind. So kann man mit einer guten Karte und einem guten “Navi“ nie seine Orientierung verlieren. Also fuhren wir erst einmal auf der E28/N6 Richtung Gdansk (Danzig). In Płoty (Plathe) sind wir rechts abgebogen und auf der L152 und L172 Richtung Szczecinek (Neustettin) gefahren. Eine landschaftlich wunder-schöne Strecke.
Auf einer kurvenreichen Bergstrecke zwischen den Orten Połczyn (Bad Polzin) und Szczecinek (Neustettin)
stand auf einmal der Verkehr. Nach einiger Wartezeit kam uns ein Ehepaar mit Motorrad entgegen. Es waren deutsche Urlauber aus Wuppertal; sie berichteten uns, dass in unmittelbarer Nähe ein Langholz-Lastzug in einer scharfen Kurve umgekippt sei und lt. Auskunft der Polizei die Bergung wohl ca. 5 Stunden dauern würde.
Wir haben daraufhin gewendet und sind bis zur nächsten Ortschaft zurück gefahren. Das waren 105 km Umweg und 1,5 Stunden Zeitverlust. Kurz vor Szczecinek (Neustettin) sind auf die N20 gekommen und nach 15 km waren wir in Szczecinek (Neustettin).
Nun konnten wir die geplante Strecke über die N11 und anschließend über die N22 bis nach Malbork (Marienburg) fortzetzen. Um 15:35 haben wir die Wisła (Weichsel) bei Konzewice (Kunzendorf) überquert.

Gegen 16:00 Uhr sind wir in Malbork (Marienburg) angekommen und standen plötzlich in einer Großbaustelle. Dadurch, dass wir morgens wegen des Gruppenfotos mit einer ½ Stunde Verspätung abgefahren waren und durch den umgekippten Holzlastzug 1 ½ Stunden verloren hatten, mussten wir leider auf die Besichtigung der Marienburg verzichten, denn wir wollten ja gegen 20:00 Uhr in Cusev (Gumbinnen) sein. Noch einige Worte zur Marienburg:

Die Marienburg wurde zwischen 1270 und 1300 am Ufer der Nogat, einem Mündungsarm der Weichsel errichtet. Die weiträumige Burganlage wurde vom “Deutschen Ritterorden“ gebaut. Sie ist der größte Backsteinbau Europas und gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Wir setzen unsere Reise Richtung PL/RUS-Grenze auf der N 22 fort. Nach ca. 50 km erreichen wir Elblag (Elbing). Ab hier fahren wir auf einer alten Trasse, die früher mal als “Reichs-Autobahn“ geplant war.                                   

Als ich 2005 auf dieser „Autobahn“ gefahren bin, konnte man nicht schneller als 40 km/h fahren, da einem sonst das Auto auseinander gebrochen wäre. Sie hatte auch nur zwei Fahrspuren, obwohl sie (an Brückenbauwerken erkennbar) schon vor 1945 als vierspurige  Autobahn geplant war. In den letzten Jahren hat man mit Mitteln der EU diese Strecke zweispurig ausgebaut. Sie führt wechselseitig und kreuzungsfrei mal auf der einen, mal auf der anderen Trassenseite der früheren “Reichs-Autobahn“ immer Richtung Braniewo (Braunsberg). Auch sind neue Brückenbauwerke entstanden. Architektonisch sehr gut gelungen.

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Um 17:00 Uhr erreichen wir die Grenze von Polen nach Russland. Bis hierhin haben wir 1.106 km ab Sennestadt zurückgelegt. Die Polen haben uns, nachdem sie unsere Pässe eingesehen hatten, sofort weiter fahren lassen.

Beim russischen Zoll mussten wir unsere Pässe abgeben. Die Zöllner haben dann unsere persönlichen Daten in den Computer eingegeben und auf kleine Zettel ausgedruckt.Noch immer muss aber für den Import eines Autos ein Formular (in doppelter Ausfertigung) ausgefüllt werden.

In einem kleinen Reisebüro in Sennestadt hatte ich wie die Jahre zuvor den Visumantrag gestellt. Auf Nachfrage hat man mir die Importanträge in deutsch und kyrillisch ausgedruckt, sodass ich das Formular schon im Voraus ausfüllen konnte. Das hat uns an der Grenze viel Zeit gespart.

Es wurde nur noch ein kurzer Blick in den geöffneten Kofferraum und in den Wagen geworfen, und schon konnten wir nach 20 Minuten Grenzabfertigung unsere Fahrt Richtung Kaliningrad  (Königsberg) fortsetzen.

Ich hatte mich schon auf die schlechte Wegstrecke zwischen Grenze und Kaliningrad (Königsberg) eingestellt. Aber dann kam alles ganz anders. Die Straße war ganz neu ausgebaut worden und nach einigen km stand ein großes Schild mit der EU–Flagge. (was genau auf diesem Schild stand, konnten wir nicht lesen) Erst später haben wir erfahren, dass der Ausbau dieser Straße bis Königsberg aus EU- Mitteln finanziert wurde. Links und rechts in einiger Entfernung sind neue kleine Häuser entstanden. Auch viele bekannte europäische Firmen haben sich an dieser neuen Straße angesiedelt, auch Mercedes und MAN gehören dazu.

Als ich 2012 mit meinem Bruder Siegfried nach Gusev (Gumbinnen) gefahren bin, konnte man sehen, dass mit dem Bau einer neuen Brücke über den Pregel bei Königsberg begonnen worden war. Jetzt konnten wir darüber fahren.

Die alte Pregel Brücke (Berliner Brücke) mit den beiden hochgeklappten Brückenteilen war nicht mehr da.

 







Kurz hinter dem Pregel sind wir auf die A229 Richtung Osten abgebogen. Bis Gusev (Gumbinnen) waren es noch ca. 125 km und bis Moskau 1.250 km.

Zur Zeit wird die A229 von Kaliningrad (Königsberg) bis zur litauischen Grenze bei Eydtkuhnen vierspurig mit Standspur ausgebaut. Der größte Teil ist fertig, aber zwischendurch hat man noch einige alte Ortsdurchfahrten. In den Ortschaften liegt noch heute das alte Kopfsteinpflaster. (Bitte nicht verwechseln mit Blaubasalt). Alles im Auto rappelt und klappert. Man könnte meinen, das Auto fällt jeden Moment auseinander, obwohl es neu ist.

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Um 20:20 Uhr haben wir unser Ziel erreicht und sind in Gusev (Gumbinnen) angekommen. Ab BI-Sennestadt liegen jetzt  1.265 km hinter uns. Für diese Strecke haben wir 18,5 Std. reine Fahrzeit benötigt.                                          

Nach unserem Eintreffen am Hotel Gloria haben wir Vera angerufen und unsere Ankunft mitgeteilt. Als wir in der 1. Etage beim Empfang ankamen, hörte ich wie die Empfangsdame laut und deutlich hallo Ulrich sagte. Aber der “Schein“ trog, denn sie konnte nur diese zwei Worte deutsch. Dann kam Vera und half uns beim Einchecken.

Leider war Alexander Michel im Krankenhaus und somit konnten wir mein Auto nicht auf dem Hof der Salzburger Kirche abstellen. Aber Tatjana hatte vorgesorgt und bei einer nahegelegen Autowerkstatt einen bewachten Abstellplatz für mein Auto besorgt. Kosten: 500 RUB = (7,50 €) für 10 Tage. Da kann man nicht meckern.

Die Autowerkstatt ist ca. 20 Min. Fußweg vom Hotel Gloria entfernt. Nicht weit von der Autowerkstatt gibt es ein “Pizza-Lokal“ dort haben wir mit Vera, Tatjana und Galina gemeinsam zu Abend gegessen. Die Herzlichkeit, mit der wir empfangen wurden, war überwältigend und lässt sich nicht mit Worten beschreiben.

Nach dem gemeinsamen Abendessen, einigen Bierchen, etwas Wodka und dem Fußmarsch zum Hotel sind wir gegen 23:00 Uhr todmüde in unser Bett gefallen.

  

Donnerstag, 21. Juli 2016,  3. Reisetag

Um 07:00 Uhr klingelte mein Handy, es wurde Zeit aufzustehen, denn wir hatten für 08:00 Uhr unten im Cafe, das Frühstück bestellt. Das Frühstück war, wie schon in den Jahren zuvor, gleich geblieben. Es gab Kaffee, Rührei, Brot, Butter, Wurst, Käse und Marmelade.

An diesem Tag durften wir uns nicht weit vom Hotel entfernen, da unsere Pässe zwecks Registrierung bei der Stadtverwaltung waren. Also haben wir uns nach dem Frühstück erst einmal eine Bank gesucht, um €uro gegen Rubel einzutauschen. Bei der 1. Bank wurden wir abgewiesen. Die 2. Bank haben wir unverrichteter Dinge recht bald wieder verlassen, da auf Grund der hohen Temperaturen und der vielen Menschen sehr schlechte Luft in den Räumlichkeiten in der ersten Etage, war.

Bei der 3. Bank (2 Häuserblöcke neben unserem Hotel) war alles ganz anders. Normalerweise hätten wir uns eine Nummer ziehen müssen. Aber am Eingang stand eine Dame mit einem Schreibblock, die recht bald erkannte, dass wir Deutsche waren. Sie gab uns drei Sonder- Nummern und wir wurden sogleich aufgerufen! Der Wechselkurs war, wie schon vermutet, wesentlich besser als in Deutschland. 67,57 Rubel haben wir für 1 €uro erhalten. Mit “so viel Geld ausgestattet“ (jeder 13.514 Rubel) haben wir uns ins Auto gesetzt und alleine eine Stadtrundfahrt gemacht.

An dieser Stelle möchte ich als Chronist darauf hinweisen, dass wir bei allen Unternehmungen immer ein quentchen Glück hatten.

Ich werde  Glück dann immer so schreiben.

Auf 15:00 Uhr hatte Vera (die Dolmetscherin des Kant-Chores) eine Exkursion in der ehemaligen Friedrichsschule organisiert. Heutzutage ist in diesem Gebäude die Landwirtschaftliche Universität vom Kaliningradskaja Oblast untergebracht. In der Aula,  in der obersten Etage, ist ein wunderbares großes Fresko, was 1912 von Prof. Otto Reichert geschaffen wurde. Dieses Fresko zeigt die Ankunft der Salzburger Emigranten in Ostpreußen.

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Nach dem Krieg sollte dieses Bild zerstört werden. Als ob die damaligen "Zerstörer“ wussten, dass sich die Zeiten wieder ändern würden: Sie haben das Fresko mit Kreide und dann mit Ölfarbe überstrichen. Die Kreide hat das Fresko gerettet, und so konnte es vor ca. 13 Jahren in mühsamer Kleinarbeit wieder freigelegt und restauriert  werden. Im unteren Teil des Freskos stehen die Worte, mit denen König Friedrich Wilhelm I die Salzburger Emigranten begrüßt haben soll: „Mir neue Söhne, Euch ein mildes Vaterland“

Nach einer langen Restaurierungszeit ist das Fresko „Empfang der Salzburger Emigranten vor König Friedrich-Wilhelm I von Preußen“ bis zum Jahr 2008 neu entstanden. Mehr als 60 Jahre war es unter vielen Farbschichten an der Wand der Aula verborgen. Aber bereits 1995 fand eine Voruntersuchung statt, bei der man Segmente des Bildes freilegte. Dann bedurfte es aber noch einer langen Zeitstrecke, bis die erforderlichen Verhandlungen mit der russischen Administration erfolgreich abgeschlossen und die Finanzierung gesichert werden konnte. Neben Zuschüssen der russischen Stadtverwaltung und vielen Spendern aus Gumbinnen haben von der Kreisgemeinschaft Gumbinnen gewonnene Sponsoren einen erheblichen Anteil an den entstandenen Kosten übernommen. (Quelle: Wikipedia.)

 

 

Auch die “Rudolf-August-Oetker-Stiftung“ aus Bielefeld steht auf der Sponsorentafel.

Eine junge russische Frau, die das Thema voll beherrschte, hat uns die Geschichte des Fresko erklärt. Es war wieder Glück, dass  sie  es war, die uns das Fresko erklärt hat.

Nach dieser Exkursion holen wir Tatjana von Zuhause ab. Wir wollen in der alten Wassermühle im kleinen Ort Lipowo etwa 5 km von Gusev entfernt zu Abend essen. Gleich nachdem wir losgefahren waren, fragte Vera, ob wir vorher noch bei dem Neubau ihres Mannes vorbeifahren könnten. Wir haben gleich zugestimmt. Veras Mann baut am Rande von Gumbinnen ganz alleine ein Haus. Vor zwei Jahren waren wir mit Siegfried Berkenkamp schon einmal hier. Damals waren gerade die Bodenplatte, die Dränage und die Abwasserkanäle fertig und jetzt war der Bau, wie man so schön sagt: „aus der Erde“ - und das alles in Eigenarbeit.
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Gegen 17:30 Uhr treffen wir an der alten Wassermühle, die nicht nur ein Restaurant sondern auch Hotelbetrieb ist, ein. Als ich mit meinem Bruder Siegfried 2012 hier war, waren das Essen und der Service Spitzenklasse, was man, als ich 2014 mit meinem Sgbr. Siegfried Berkenkamp hier eingekehrt war, nicht behaupten konnte.

Inzwischen hatten der Pächter und das Personal gewechselt und nun war alles wieder, wie es sein muss. Der Service war wieder erstklassig und die Speisen und Getränke hatten wieder den alten uns bekannten Stand erreicht.

Gegen 19:30 Uhr haben wir den Rückweg nach Gusev (Gumbinnen) angetreten und haben, nachdem wir das Auto bei der Werkstatt abgestellt hatten, noch einen “Absacker“ im Cafe (bei Tatjana) getrunken. Da es in der Zwischenzeit angefangen hatte zu regnen, sind wir für 50 Rubel (ca. 1 € ) mit dem Taxi zum Hotel gefahren.

 

Freitag, 22. Juli 2014,   4. Reisetag  

Wie an den vorangegangenen Tagen sind wir auch um 7:00 Uhr aufgestanden. Als Vorspeise gab es zu dem “Standartfrühstück“

2 aufgerollte Eierpfannkuchen mit Marmelade, "Blimy" genannt. Es schmeckte sehr gut!

Auf dem heutigen Programm steht:

·       Besichtigung Fort 1 Stein vor Kaliningrad.

·       Palmnicken, bekannt auch durch den Bernstein Tagebau.

·       Rauschen, schon vor dem letzten Krieg bekannt als Ostseebad.

Um 09:30 haben wir Vera an der Tankstelle in Gusev (Gumbinnen) abgeholt und sind Richtung Kaliningrad (Königsberg) gefahren.

Vera hatte einen Besichtigungstermin für das alte „Fort 1 Stein“ am Stadtrand von Königsberg vereinbart. Pünktlich um 12:00 Uhr  standen wir vor dem Stahltor des “Fort 1 Stein“.

„Weit außerhalb der Stadt Königsberg, in einem Radius von 8 bis 10 Kilometern vom Stadtmittelpunkt wurde ein Gürtel von Festungsanlagen gebaut. Der kreisförmig gelegene Gürtel von 43 km bestand aus mehreren großen Festungswerken, nämlich der Festung Friedrichsburg und 12 Forts und 4 Zwischenwerken. Der Entwurf eines aus mehreren Forts bestehenden Befestigungsgürtels rings um Königsberg wurde seit 1871 unter Generalinspekteur Georg von Kameke angenommen. Der durchschnittliche Abstand zwischen den Forts und dem Erdwall betrug fünf Kilometer. Der Bau der Forts begann 1872. 11 Forts wurden zwischen 1874 und 1885 errichtet. Insgesamt zog sich die Arbeit bis 1890 hin.“ Quelle: Wikipedia.

Dieses Fort, was wir besichtigt haben, ist ein gewaltiges Bauwerk aus Backsteinen, ringsum ein tiefer breiter Wassergraben. Eine ernorme architektonische Leistung. Und wenn man dann bedenkt, dass es früher keine Kähne, Raupen und Lastwagen gab, sondern alles per Hand und Pferdefuhrwerken bewerkstelligt werden musste. Bei einer Bauzeit von 19 Jahren eine enorme Leistung!

 

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 Um 14:00 Uhr war unsere Führung im “Fort 1 Stein“ beendet und wir haben uns auf den 60 km langen Weg nach Jantarny (Palmnicken) gemacht.

Gleich nach Ankunft in Jantarny (Palmnicken) hat Vera telefoniert und dann bekamen wir eine Führung von Julia der Kulturministerin und stellvertretenden Bürgermeisterin und sie holte uns persönlich vom Parkplatz ab. Die Schwester von Julia singt übrigens auch im “Kant Chor“ Gumbinnen. Wieder einmal großes Glück!

Jantarny (Palmnicken) ist ein Badeort, hat 5.524 Einwohner und liegt an der samländischen Ostseeküste. Die Stadtführung ging zunächst zur ehemaligen evangelischen. Kirche inmitten des Ortes. Sie wurde 1892 erbaut und wird heute von der russisch-orthodoxen Kirche genutzt. Auf dem Kirchhof steht ein Baum aus Bronze, die Blätter sind aus Bernstein. Der Weg führte uns weiter in den hinter dem Schloß-Hotel “Becker“ gelegenen großen Naturpark, der bis runter zur Ostseeküste führt. Dieser Park wurde vor langen Jahren vom damaligen Hotel Besitzer Becker der Stadt geschenkt.

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Wir hätten gerne den Bernstein-Tagebau besichtig, aber dafür hätte man sich vorher anmelden müssen. Da wir nun mal in der Stadt des Bernsteins waren, haben die Gelegenheit genutzt um für die Daheimgebliebenen kleine Geschenke aus Bernstein als “Mitbringsel“ zu kaufen.

An der samländischen Küste wurde schon zu Zeiten des Deutschen Ordens Bernstein gesammelt. Der Orden hatte das Bernsteinmonopol, das später an den preußischen Staat überging. Im 17. Jahrhundert wurde der an der Bernsteinküste gesammelte Bernstein nach Palmnicken gebracht, wo er sortiert und zur Weiterverarbeitung nach Königsberg versandt wurde.

Die Sowjetunion führte das Werk unter dem Namen Bernsteinkombinat Nr. 9, ab 1993 als Russkij Jantar (russischer Bernstein) weiter und förderte in der Zeit von 1947 bis 2007 jährlich zwischen 127 Tonnen (1948) und 820 Tonnen (1989) Bernstein (durchschnittlich mehr als 500 Tonnen. Bis 1970 blieb der 1913 gegründete Tagebau etwas nördlich von Jantarny in Betrieb. Seit 1976 wird Bernstein unweit der alten, nunmehr gefluteten Grube im nahe der Ostseeküste gelegenen Tagebau „Primorskoje“ gefördert. Anfang 2014 wurde damit begonnen, die Lagerstätte Sinjawino direkt am Strand für einen Abbau zu erschließen, der nur ein Jahr dauern und eine Fördermenge von knapp 100 Tonnen erbringen soll. Abgebaut wird sogenannte Blaue Erde, aus der unter Wasserdruck der Bernstein herausgespült wird; im Jahre 2010 waren es rund 340 Tonnen. Der Bernsteingehalt liegt im mittleren Abschnitt dieser Formation durchschnittlich bei über 2 kg/m³ und kann stellenweise auch ein Mehrfaches davon betragen. Mindestens 80 % aller Bernsteinvorräte der Welt lagern in der Oblast Kaliningrad. Quelle: Wickipedia.

Die weitere Stadtführung haben wir mit dem Auto gemacht, vorbei an den alten deutschen Villen aus der Zeit vor 1945. 

 

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Nach dieser hervorragenden Stadtführung sind wir noch ins 20 km entfernte Ostseebad Swetlogorsk (Rauschen) gefahren.

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Nach einem ausgiebigen Spaziergang durch diese wunderbare Kleinstadt haben wir uns entschlossen hier unser Abendessen einzunehmen. Gegen 19:20 Uhr haben wir dann unseren Heimweg nach Gusev angetreten. Kurz vor Kaliningrad (Königsberg) habe ich die Abfahrt auf die Umgehungsstraße verpasst, aber wir hatten wieder einmal Glück, denn auf der  Umgehungsstraße waren große Staus und so konnten wir Kaliningrad (Königsberg) noch einmal aus dem Auto betrachten. Um 22:05 Uhr haben wir nach 188 Tageskilometern das Auto wieder heile auf dem Werkstatthof abgestellt.

 Fortsetzung siehe Teil 2

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